Das Museum unweit des Polarmeeres erinnert an die Hexenverbrennung im 17. Jahrhundert. In Nordnorwegen stimmte man anders als im Süden in die zentraleuropäische Hysterie der Hexenverfolgung ein und ermordete im 17. Jahrhundert zahlreiche angebliche Hexen. In Vardø waren es 91.
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Der Bauplan orientiert sich an lokalen Gegebenheiten. Die 120 Meter lange Holzkonstruktion erinnert an eine Fischtrockenanlage, auf denen Fische in der salzigen Meeresluft getrocknet werden. Auf felsigem Untergrund tragen weisse Stützen ein filigranes Dach. In die Holzkonstruktion mit dünnen Stahlseilen eingehängt der bootsförmige Museumsraum in Form eines überdimensioniertes auf der Längsseite aufgebockten Kajak. Über eine schlichte Eingangstür erschließt sich das Innere dieses länglichen Corpus. Im Gegensatz zum lichten Äußeren der dunkle Langraum. Der lange Gang wird von 91 kleinen Fenster und ebenso viele Glühlampen belichtet. Jede Glühlampe und daneben ebenso viele Texttafeln erinnern an die lokalen Mordopfer.
In einem kleinen Pavillon neben dem Museum entwarf die Künstlerin Louise Bourgeois einen punktförmigen Bau (Mahnmal), eine Verbeugung vor den 91 dokumentierten lokalen Opfern. Im Zentrum des mit schwarzen Glasplatten verkleideten Pavillon brennt die Sitzfläche eines in einem Kegelstumpf aus Beton stehenden Stuhls. Sieben ovale Spiegel an fünf Meter hohen Masten befestigt bilden um die Feuerstelle einen Kreis. Die Besucher bewegen sich zwischen Betonwall und Spiegel und können den im Feuer lodernden und doch nicht verbrennenden Stuhl unmittelbar oder gespiegelt beobachten. Flamme und Wall interpretieren den Scheiterhaufen.
„Zumthor ganz hoch im Norden“, in DBZ, Heft 2/2012, S.12 – Artikel über das von Peter Zumthor erbaute Vardømuseum und östlichste Siedlung Norwegens.